Neue Drehleiter in Dienst gestellt
Seit dem 19. Juli ist die neue Drehleiter der Feuerwehr Bad Kötzting im Dienst und hat die ersten Einsätze absolviert. Das neue Fahrzeug stellte die Feuerwehr Bad Kötzting am Dienstagabend dem Stadtrat vor dessen Sitzung vor. Etwa 820.000 Euro hat das neue Fahrzeug gekostet das sein Vorgängermodell, das 34 Jahre im Dienst stand, ablöste.
Kurze Rückblende in die 70er Jahre. Bei der Jahreshauptversammlung 1970 wies die Führung der Feuerwehr Kötzting auf eine bessere Ausrüstung hin. „Durch die Ausweitung der Stadt und die Industrialisierung werden an die Feuerwehr Kötzting hohe Anforderungen gestellt. Schwerer Atemschutz und eine Drehleiter müssten unbedingt angeschafft werden. Hier schon der Hinweis auf dieses notwendige Rettungsgerät damit Bürgern in Situation in denen etwa ein Fluchtweg versperrt ist geholfen werden kann.
Den Gedanken an eine Drehleiter ließ die Feuerwehr Kötzting nicht fallen. In den 80er Jahre wurde die Fühler etwa zur Berufsfeuerwehr nach Frankfurt am Main ausgestreckt um aus deren Fuhrpark an ein derartiges Fahrzeug zu gelangen. Der entscheidende Meilenstein fiel dann aber am 4, Oktober 1988 als der Stadtrat den Grundsatzbeschluß zur Anschaffung einer Drehleiter fasste. Dem vorangegangen waren Vorführungen zweier Modelle, teils noch mit einer Schrägabstützung ausgerüstet, die eine Leiterlänge von 24 beziehungsweise 30 Metern aufwiesen. Mit in diesen Beschluss fiel auch die Argumentation der Landkreisfeuerwehrführung um Kreisbrandrat Hans Zwick. Demzufolge benötige ein Flächenlandkreis wie Cham nicht nur zwei Drehleiterstandort, damals Cham und Roding, sondern fünf. Damit war der Weg geebnet, dass die Städte Kötzting, Waldmünchen und Furth i. Wald eine gemeinsame Beschaffung von drei Drehleitern anstrebten.
Ende Februar 1990 probierte die Feuerwehr Kötzting an zwei Tagen die damals am Markt gängige Modelle aus. Einmal eine Iveco-Drehleiter auf einem gleichnamige Fahrgestellt, ausgerüstet mit einem hängenden Korb, zulässig für zwei Personen, und einer Vario-Abstützung. Zum anderen das Fabrikat Metz, aufgebaut auf einem Mercedes Fahrgestellt und mit einem stehenden Korb sowie ein Waagrecht-Senkrecht-Abstützung ausgestattet.
Die Feuerwehr Kötzting teste an beiden Tagen auf „Herz und Nieren inwieweit die Ausladungen an verschiedenen Gebäuden reichte um als zweiter Rettungsweg zu gelten und ob diese Vorgaben von beiden Typen erreicht werden konnten. Abgesegnet waren die Vorführungen durch den Stadtratsbeschluß vom 12. Februar der den Ankauf einer Drehleiter mit 30 Meter Leiterlänge beinhaltete.
„Die Stadt sagt Ja zur Drehleiter“ so der Bericht zur Stadtratsitzung vom 21. März 1990 bei der der Auftrag an die Fa. Iveco-Magirus erteilt wurde. Kosten damals ca. 720.000 Mark.
Und nur vier Monate später konnte eine Delegation der Feuerwehr Kötzting die neue Drehleiter in Ulm abholen. Nach einer Werksschulung wurde das neue Rettungsgerät am 19. Juli 1990 in die Pfingstrittstadt überführt und in Dienst genommen. Nach vielen Übungen die erste Bewährungsproben bei einem Brand in Haibühl am 22. August.
34 Jahre stand die Drehleiter, eines der letzten Modelle ohne computergesteuerte Leiterbewegungen, im Einsatzdienst ehe sie am 19.Juli 2024 außer Dienst gestellt wurde und durch das Neufahrzeug ersetzt wurde. In unzähligen Einsätzen half sie Menschen zu retten oder bei Bränden die Löschmaßnahmen vom Korb aus zu unterstützen.
Dieses neue Rettungsfahrzeug stellten Michael Weiß und Korbinian Richter am Dienstagabend dem Stadtrat ausführlich vor. Der Startschuss dazu dieser fiel vor gut vier Jahren als sich die drei Städte wieder einigten drei neue Drehleitern anzuschaffen. Die Federführung sollte dabei bei der Stadt Bad Kötzting liegen. Anfang 2022 wurden Drehleitermodelle in Regensburg, Cham, Zwiesel und Bogen inspiziert um sich ein Bild des aktuellen Technikstandes zu machen. Bei Vorführungen zweier Drehleitermodelle wurde die Basis für die Ausschreibung gelegt die unter Leitung von Kämmerer Florian Heigl durch ein Dienstleistungsbüro erstellt wurde.
Nach Submission im September 2022 wurde die Fa Rosenbauer im Dezember 2022 mit der Lieferung der drei Fahrzeug aufbauend auf einem Mercedes -Atego Fahrgestell beauftragt. Nach der ersten Besprechung am 30. Oktober in Karlsruhe, bei der die grundlegenden Parameter basierend auf der Ausschreibung abgesteckt wurde folgte die Rohbaubesprechung am 16. April 2024.
Nach einer dreitägigen Abnahme und Einweisung in die Technik der neuen Drehleiter Ende Juni erfolgten geringfügige Anpassungen ehe das neue Fahrzeug am 4. Juli in die Pfingstrittstadt überführt wurde. Es schloss sich eine intensive Ausbildung der Maschinisten und der Mannschaft an ehe die neue Drehleiter am Freitag 19. Juli 2024 in Dienst gestellt wurde und an diesem Tag auch gleich zum ersten Einsatz alarmiert wurde.
Etwa 830000 Euro kostet das neue Fahrzeug das den aktuelle Technikstand im Drehleiterbaues darstellt. Insbesondere im Korbbereich wurde dabei viel Entwicklungsarbeit geleistet. So kann dieser nicht mehr nur mit zwei Personen, sondern mit jetzt Fünf beziehungsweise 500 Kilogramm belastet werden. Damit wird etwa die Rettung von Patienten enorm verbessert, können diese doch zeitgleich von zwei Helfern begleitet werden. An diesem Korb können, von einem Wechselrichter versorgt, eine Vielzahl an Scheinwerfern benutzt werden ohne diese erst montieren zu müssen. Weiter enormer Vorteil: Im Leiterpark festverlegt und lückenlos bis zu Korbbrüstung verlegt eine Wasserführung. Musste früher noch ein Zwischenstück verlegt werden, reicht es jetzt, wenn die Aktiven am Leiterende den Schlauch ankuppeln.
Apropos Leiterpark: dieser ist nunmehr fünfteilig und im oberen Teil abknickbar. Damit können auch Bereiche erreicht werden die etwa hinter einer Attika liegen und die früher mit der, nur eindimensional ausfahrbaren, Leiter nicht erreichbar waren. Die Arbeit des Drehleitermaschinisten wird zudem durch eine Can-Bussteuerung erleichtert die es erlaubt vom Hauptbedienstand aus über ein intuitiv gestaltetes Menü zahlreiche Funktionen wie Einschalten der Korbbeleuchtung, von Automatikfunktionen wie etwa der Korbablage oder auch die Belastung des Korbes zu steuern. Nach wie vor aber ist die Drehleiter insbesondere ein Rettungsgerät das den Bewohnern von vielen Bauten in Bad Kötzting den 2. Rettungsweg sichert.